Die Enigma ist die wohl berühmteste Chiffriermaschine der Welt und wurde im Zweiten Weltkrieg eingesetzt, um die deutsche Militärkommunikation zu verschlüsseln. Felix Schmutterer vom Department Informatik der FAU hat im Rahmen eines Projekts für Studierende mit dem 3D-Drucker eine Enigma nachgebaut. Im Interview erzählt er, warum 3D-Drucken wie Babysitting ist, und macht Lust auf seinen Vortrag im Rahmen der Informatik-Sammlung Erlangen bei der Langen Nacht der Wissenschaften 2025.

Du hast mit dem 3D-Drucker eine Enigma nachgebaut. Wie kommt man auf so eine Schnapsidee?
Felix Schmutterer: Ich habe mich schon früher im Studium für Technik aus den 20er und 30er Jahren interessiert. Und da kommt man an der Enigma nicht vorbei, wenn es um Funk und Kryptografie aus dieser Zeit geht. Das ist wahrscheinlich die berühmteste Maschine in dem Bereich. Irgendwann haben ein Kollege und ich geguckt, ob man sowas kaufen kann. Das kann man tatsächlich. Weil eine Enigma aber über eine halbe Million US Dollar kostet, haben wir uns überlegt, wie wir trotzdem so eine Maschine bekommen können und sind dann, durch Kollegen und Vorgängerprojekte anderer Universitäten auf die Idee gekommen, das mit 3D-Drucker und Lötkolben zu machen.
Was genau fasziniert dich daran so?
Mich fasziniert hauptsächlich, dass es eigentlich eine sehr einfache Konstruktion ist. Das war auch das Ziel des Konstrukteurs, Arthur Scherbius. Sie ist, würde man heute sagen, sehr benutzerfreundlich und trotzdem, was die Verschlüsselungsmöglichkeiten, also die Sicherheit des Systems angeht, ein sehr komplexes und ein sehr sicheres System. Sie vereint zwei Komponenten, die für die Zeit nicht revolutionär, aber neu und innovativ waren. Das war nicht die erste Maschine, die nach dem Prinzip der Rotorverschlüsselung gearbeitet hat. Aber sie ist bis heute sicher die bekannteste, beliebteste und die am weitesten verbreitete ihrer Zeit gewesen.
Wie lange hast du für den Bau gebraucht?
Für die Erste – da musste man viel nachjustieren und korrigieren – sagen wir mal ein Dreivierteljahr. Die habe ich mit dem Kollegen gebaut. Die zweite, beziehungsweise dritte, waren Studentenprojekte. Das ist dann auf ein Semester angelegt.
Gab es einen Moment, an dem du aufgeben wolltest?
Ja, also 3D-Drucken ist wie Babysitten. Man muss gucken, was der Drucker macht. Und oft von vorne anfangen, wenn die Temperatur nicht passt oder das Filament nicht läuft. Es ist schon häufig zu Fehldrucken gekommen, beziehungsweise waren beim Zusammenbau Löcher und Bohrungen zu klein oder zu groß, weil das Material geschrumpft ist oder sich geweitet hat. Das ist beim ersten Mal ständig passiert – deshalb hat es auch so lange gedauert.
Gibt es da einen Bausatz?
Nein, einen Bausatz gibt es nicht. Wir haben eine M3 gebaut, das ist die am meisten verbreitete Variante gewesen, hauptsächlich von Luftwaffe und Heer – also nicht die berühmte M4 der Kriegsmarine, die hat einen Rotor mehr. Wir mussten ein bisschen zusammenstöpseln und zusammenbauen. Aber es gibt ganz viele 3D-Scans und 3D-Files, teilweise vom Deutschen Museum in München. Die haben die komplette Kryptoabteilung mal durch das CT (Computertomografie) gejagt und haben auch von anderen Maschinen Aufnahmen. Da stammt ein bisschen was her, anderes stammt von der Hochschule der Medien. Dort haben über Jahre ebenfalls Studierende an der Enigma gearbeitet. Gerade bauen unsere Studis an einem digitalen Zwilling, bei dem ein zusätzlicher Ausgang zu einem Mikrokontroller gehen soll, um diesen zu steuern.
Mach uns mal neugierig: Worauf können wir uns bei der Langen Nacht der Wissenschaften freuen?
Wir wollen die Maschine erstmal vorstellen: ihre Geschichte, die Konstruktion, Funktionsweise, Sicherheiten und Unsicherheiten. Womit hat man es überhaupt zu tun? Und was bleibt eigentlich vom Mythos Enigma übrig, den man bei Dokus von „N24“ oder „Welt“ vorgesetzt kriegt? Damit wollen wir ein bisschen aufräumen. Es ist nicht allzu viel, was da übrigbleibt. Und am Ende wollen wir unsere Maschine natürlich demonstrieren. Vielleicht machen auch die Studis mit, zumindest eine oder zwei, das würde ich gut finden. Für diesen digitalen Zwilling arbeitet gerade eine Studentin an einem 3D-Modell, das genau so eingestellt werden soll, wie unser Original. Und wenn man dann an der Maschine eine Taste drückt, soll das 3D-Modell, das wir über den Beamer zeigen wollen, genau dasselbe tun, sprich sich bewegen. Und der geschlossene Stromkreis soll dann aufleuchten, sodass die Besucher sehen können, was im Inneren der Maschine eigentlich passiert, ohne dass wir die aufklappen müssen.
Vielen Dank, Felix, fürs Neugier wecken!
Weitere Informationen
Programm der LNdW (externer Link)
Das Gespräch führte Corinna Russow
