Forschungsgruppe Netz

Neben seiner Aufgabe als IT-Dienstleister der Universität unterstützt das Rechenzentrum Forschungs- und Entwicklungsprojekte. In der Kommunikationsabteilung werden diese Projekte in der Regel über den Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes (DFN-Verein), das BMBF oder die EU eingeworben und von der Forschungsgruppe Netz durchgeführt.

Die Forschungsgruppe Netz befasst sich zur Zeit im nationalen Umfeld schwerpunktmäßig mit Untersuchungen zu Quanten-Netzen, mit Techniken zur Zeitsynchronisation im Netz, sowie mit Methoden für eine effiziente Abhandlung von Arbeitsprozessen und Provisionierung von Ressourcen. Auf internationaler Ebene arbeitet die Gruppe vor allem in den Bereichen Monitoring und Performance sowie an Netzarchitekturen zur Orchestrierung, Automatisierung und Virtualisierung.

Laufende Projekte


QuNet+ML: Optimierung von Quantenkommunikationsnetzen mittels maschinellen Lernens

Die Forschungsgruppe Netz startete im Januar 2022 mit diesem neuen Forschungsvorhaben am RRZE. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie gehört zu einer Reihe von neuen Projekten, die ins Leben gerufen wurden, um vom QuNET Konsortium identifizierte spezielle Fragestellungen zu adressieren (https://www.qunet-initiative.de/qunet-partnerworkshop/). QuNET+ML nimmt vor allem die Bereiche Schlüsselverwaltung (KMS) und Element- bzw. Network Management Systeme in vermaschten Netzstrukturen ins Visier und wie diese Bereiche ML-gestützt in Quantenkommunikationsnetzen optimiert werden können. Das Projekt hat eine Laufzeit von insgesamt drei Jahren (bis Dezember 2024).

https://www.forschung-it-sicherheit-kommunikationssysteme.de/projekte/qunet-ml

WiN-Labor LogoDFN-Projekt „Quantenkommunikation & Zeit- und Frequenztransfer: Verfahren, Steuerung und Sicherheitsaspekte“

Der Aufbau von Quantennetzen und Quantenkommunikation erfordert derzeit noch eine Vielzahl an Entwicklungen und Untersuchungen. Ebenfalls werden in Zukunft Netze mit hochpräzisem Zeit- und Frequenztransfer eine wichtige Rolle spielen.

Im Projektzeitraum 2023/24 werden deshalb verschiedene Schwerpunkte für Quantenkommunikation, sowie Zeit- und Frequenztransfer verfolgt und je nach Reifungsgrad und Eignung für eine nähere Evaluation herangezogen. Diese Auswahl soll sich auch flexibel an den gegebenen Bedarfen des DFN im Hinblick auf ein mögliches Testbed oder Teststrecken orientieren.

https://win-labor.dfn.de

GÉANT5-Phase1

Das Projekt GN5-1 startete im Januar 2023 Teil des neuen EU-Rahmenprogramms „Horizont Europa“ und hat eine Laufzeit von insgesamt 24 Monaten. Die Forschungsgruppe Netz arbeitet am Projekt in drei Work Packages: In Work Package 6: Network Development, in Work Package 7: Network Core Infrastructure and Core Service Evolution and Operations, und in Work Package 9: Operations Support. Die Forschung in diesen Work Packages konzentriert sich auf Entwicklungen zu neuen Lösungen der Netzüberwachung, auf automatisierte Orchestrierung von Ressourcenmanagement und optimierte Abläufe von Arbeitsprozessen. Darüber hinaus ist die FG-Netz an Untersuchungen zu Quantentechnologien, Zeit- und Frequenztransfer im Netz, sowie an der Weiterentwicklung von RARE (Router for Academia, Research and Education) beteiligt.

Abgeschlossene Projekte

GÉANT

GÉANT4-Phase 3 (GN4-P3)

GÉANT4 war Teil des Rahmenprogramms „Horizont 2020“ der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Als Förderprogramm zielte es darauf ab, EU-weit eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen sowie gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Bis April 2016 lief das Projekt GÉANT4-P1 mit einer Laufzeit von 12 Monaten. Auf diese erste Projektphase folgte im Mai 2016 für die Forschungsgruppe Netz die zweite Projektphase GÉANT4-P2, die eine Laufzeit von 32 Monaten hatte. Von Januar 2019 bis Dezember 2022 lief Projektphase GÉANT4-P3 mit einer Laufzeit von 48 Monaten.

Im Fokus der dritten Projektphase standen für die Forschungsgruppe Netz Untersuchungen und Weiterentwicklungen in verschiedenen Work Packages. Die Forschungsschwerpunkte lagen in den Bereichen Orchestration, Automation & Virtualization (OAV), Software Defined Networking (SDN), Netzvirtualisierung und Netzmonitoring.

GÉANT4-Phase 2 (GN4-P2)

Auf die erste Projektphase folgte im Mai 2016 für die Forschungsgruppe Netz die zweite Projektphase GÉANT4-P2 mit einer Laufzeit von 32 Monaten. Im Fokus der zweiten Projektphase standen für die Forschungsgruppe Netz Untersuchungen und Weiterentwicklungen in verschiedenen Service und Joint Research Activities. Die Forschungsschwerpunkte lagen dabei in den Bereichen Software Defined Networking (SDN), Netzvirtualisierung und Netzmonitoring. Darüber hinaus wurde der „GÉANT Testbeds Service (GTS)” weiterentwickelt.

GÉANT4-Phase 1 (GN4-P1)

GN4-P1 war ein neues EU-Projekt und erster Teil des Rahmenprogramms Horizont 2020. GN4-P1 startete ab Mitte Mai 2015 mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Eine Weiterführung erfolgt seit Mitte 2016 im Projekt GN4-P2. Die Forschungsgruppe Netz am RRZE hat in Phase 1 die Arbeiten in den Bereichen Software-Defined Networking (SDN), Multi-Domain Monitoring und Testbeds-as-a-Service fortgesetzt. Dieser Service wurde in „GÉANT Testbeds Service (GTS)” umbenannt. Bei GTS handelt es sich um einen Testbed-Service, der es Wissenschaftlern ermöglicht, über eine Webseite ihre eigenen virtuellen Netze zusammenzustellen und europaweit einzurichten. Je nach Experiment können so die für das jeweilige Experiment notwendigen Ressourcen beschrieben, reserviert und für die jeweiligen Forschungsuntersuchungen aktiviert werden. Damit können Wissenschaftler unabhängig vom Betriebsnetz in eigenen virtuellen Netzen arbeiten und ungestört sicherheitsrelevante Tests durchführen oder Erfahrungen mit neuen Netztechnologien erhalten.

GÉANT3+ (GN3plus)

Die Forschungsgruppe Netz des RRZE arbeitete von April 2013 bis April 2015 im EU-Projekt GN3plus, dem Fortsetzungsprojekt von GÉANT3. Der Fokus dieser Forschungsarbeit konzentrierte sich auf die Bereiche Monitoring und Performance sowie Netz-Virtualisierung mit SDN. Die Ergebnisse der Untersuchungen im Projekt GN3plus dienten als Basis für eine Weiterentwicklung im Folgeprojekt GÉANT4-Phase 1. Das RRZE befasste sich in diesem Projekt mit folgenden Schwerpunkten:

  • SA2: Testbeds as a Service, Task 1: TaaS Architecture and Engineering
  • SA2: Testbeds as a Service, Task 2: Software Tools, Protocols, and Specifications
  • SA2: Testbed as a Service, Task 3: TaaS Service Management
  • SA4: Network Support Services, Task 1: Multi-Domain Monitoring (MDM)
  • JRA1: Network Architectures for Horizon 2020, Task 1: Future Network Architectures
  • JRA2: Technology Testing for Specific Service Applications, Task 1: OpenFlow/SDN for Specialized Applications

GÉANT3

GÉANT3 war ein Projekt mit vier Jahren Laufzeit und wurde am 31. März 2013 erfolgreich abgeschlossen.

Neben der Hauptaufgabe des Bereitstellens eines europaweiten Forschungsnetzes (Fortführung von GÉANT2) bestand das Projekt aus vielen weiteren Forschungs- und Serviceaktivitäten. Der Schwerpunkt des RRZE in diesem Projekt waren Performancemessungen im Europäischen Forschungsnetz mit perfSONAR MDM. Die Hauptaufgabe lag in der Weiterentwicklung des Prototyps von GÉANT2 hin zu einem unterstützten Software-Service, der von Kunden von GÉANT, also primär nationalen Forschungsnetzen sowie großen Forschungsprojekten wie dem LHC, installiert und eingesetzt werden konnte. PerfSONAR ist ein Protokoll, über welches implementierungsübergreifend Messungen am Netzwerk durchgeführt werden sowie bereits verfügbare Messergebnisse abgerufen werden können.

GÉANT2

GÉANT2 (2005 – 2008) beschäftigte sich mit Hochgeschwindigkeits-Internetverbindungen für Forschungszwecke im europäischen Bereich. Über 30 Millionen Forscher wurden via Multi-Domain-Topologie angeschlossen, welche 34 europäische Länder und andere Regionen umfasste.

Im Rahmen des GÉANT2-Projektes ging das vom WiN-Labor entwickelte IPPM-System (Hades) internationale Wege: Mit dem erfolgreichen Messsystem nahm das Labor am EU-Projekt teil. Die speziellen Aufgaben lagen in den Teilprojekten JRA1 (Joint Research Activity) und SA3 (Service Activity). Während in JRA1 verschiedene Methoden zur Bestimmung der Performance hinsichtlich Verwendung und Nutzbarkeit verglichen wurden, konzentrierte sich das Teilprojekt SA3 darauf, ein verteiltes Performance-Monitoring-System zur Überwachung der Dienstgüte einzurichten und in Betrieb zu nehmen. JRA1 diente somit als Entwicklungsphase und Wegbereiter für die für SA3 geplante Betriebsphase.

Ein Ergebnis des JRA1-Projektes war der Einsatz des im Labor entwickelten IPPM-Messsystems innerhalb Europas und darüber hinaus. Ziel des DFN-Labors war es dann, das entwickelte Messsystem auch im Europäischen Wissenschaftsnetz (GÉANT2) und in den USA zu verbreiten. Über 20 Messboxen wurden verschickt und lieferten Messergebnisse von den Verbindungen innerhalb des europäischen Netzes.

WiN-Labor

DFN-Projekt „Zukunftsperspektiven im Netz: Untersuchungen zu Quanten-Netzen, Zeitsynchronisation und effiziente Ressourcenverwaltung im Netz“ (2021-2022)

In diesem Projekt standen eine Vorbereitung auf Quanten-Netze, Untersuchungen zur Zeitsynchronisation im Netz sowie Methoden für die Automatisierung von Netzprovisionierung (DFN-GVS) im Vordergrund. Alle Entwicklungen und Untersuchungen dienten dazu, Bewertungen und Erfahrungen zu sammeln im Hinblick auf neue Techniken für die zukünftige Generation des Forschungsnetzes.

DFN-Projekt „Automatisierung und Validierung im Netzbetrieb (Arbeitsabläufe, Netz-Provisionierung und automatisierte Virtualisierung)“ (2019-2020)

Das WiN-Labor am RRZE konzentrierte sich im Projektzeitraum 2019 – 2020 auf die folgenden Schwerpunkte im Hinblick auf Einsatz und Umsetzung im Deutschen Forschungsnetz X-WiN:

  • Die Entwicklung von Software für ein automatisiertes Fehlermanagement
  • Die automatische Provisionierung von virtuellen Netzen mit DFN-GVS.

DFN-Projekt „Pilotierung DFN-Testbed-Service und Quality Assurance im X-WiN“ (2017-2018)

Das WiN-Labor am RRZE konzentrierte sich im Projektzeitraum 2017 – 2018 auf die folgenden drei Schwerpunkte im Hinblick auf Einsatz und Umsetzung im Deutschen Forschungsnetz X-WiN:

  • Entwicklung von Software zur Optimierung von Betriebsprozessen und Quality Assurance
  • Den Aufbau eines neuen DFN-GTS-Services und Betrieb als Prototyp
  • Monitoring und Visualisierung

DFN-Projekt „Monitoring und QoS-Tools für das Deutsche Forschungsnetz“ (2015 – 2016)

Vorbereitung eines DFN-Testbedservices

Seit Herbst 2016 arbeitet das WiN-Labor am Aufbau des ersten DFN-Testbedservices. Dieser Testbedservice soll es Anwendern ermöglichen, voneinander unabhängige isolierte Testbeds zu erzeugen, welche virtuelle Maschinen, OpenFlow-Switches, Links und / oder Bare Metal Server enthalten können. Diese eignen sich u. a. zum Testen von neu entwickelten Internetprotokollen und Untersuchungen zur Netzsicherheit außerhalb eines Produktivnetzes.

Der Service soll sich am europäischen GÉANT-Testbed-Service orientieren und zusätzliche Ressourcen auf nationaler Ebene für Forschungszwecke bereitstellen.

Die Forschungsgruppe Netz stellte diesen künftig verfügbaren Service auf dem DFN-GTS-Workshop in Berlin vor.

DFN-Projekt „Interne Qualitätskontrolle im Deutschen Forschungsnetz“ (2013 – 2014)

Neue optische Wellenlängen-Multiplextechnik im Wissenschaftsnetz X-WiN

Das X-WiN erhielt eine neue optische Plattform (OTN, engl.: Optical Transport Network) gemäß ITU-Standard G.709/G.872 mit dem Ziel einer höheren Übertragungsrate, flexiblen Verbindungswegen und einer modernen Switching-Technik. Umgesetzt wurde dies mit OMLT-Technik (Optimized Multi-Layer Transport) mit integrierter DWDM (Dense Wavelength Division Multiplexing) / Switching – Funktionalität aus der Produktfamilie „Apollo“ der Firma ECI Telecom aus Israel. Die hohe Übertragungskapazität wurde mit 88 Wellenlängen pro Glasfaserstrecke und Übertragungsraten von bis zu 100 Gbit/s garantiert. Die neue DWDM-Technik wurde im X-WiN an allen 54 Kernnetz-, 45 Verstärker- und 12 Anwenderstandorten des Deutschen Wetterdienstes eingebaut und mit Glasfasern mit einer Gesamtlänge von mehr als 10.000 km verbunden. Auf IP-Ebene wurden ausgehend von der neuen optischen Plattform vor allem die von den vier Supercore-Standorten (Erlangen, Hannover, Frankfurt, Berlin) kommenden Spangen verstärkt.

IP-Performance-Messungen (IPPM) im X-WiN

Im IPPM-System HADES (HADES Active Delay Evaluation System) wurden zwei bestehende Messboxen des ‚Supercore-Rings‘ gegen neue hochperformante Messboxen ausgetauscht. Damit konnten Bandbreitenmessungen bis zu 10Gbit/s durchgeführt werden. Somit war es möglich, auf über 3500 Messstrecken Daten auszuwerten.

NOVI

Das Projekt NOVI (Networking Innovations Over Virtualized Infrastructures) startete am Rechenzentrum am 1. September 2010. Bei diesem EU-Projekt lag der Fokus auf Methoden, Algorithmen und Informationssytemen, die es Benutzern ermöglichen, virtuelle Ressourcen, Dienste und isolierte Slices über Future Internet (FI) Plattformen zu verwalten.
In diesem Zusammenhang konzentrierten sich die Forschungsziele von NOVI vor allem auf die Bereiche

  • Monitoring Architectures (passive und aktive Überwachung von virtuellen Ressourcen)
  • Semantic Resource Description (formale Beschreibung von Objekten in virtuellen Netzen und
    Cloud Computing)
  • Virtual Resource Brokerage (Algorithmen zur Zuteilung virtueller Ressourcen gemäß der gewünschten
    Dienstqualitäten der virtuellen Benutzerumgebungen (Slices))
  • Federated Virtualization Technologies (Untersuchung von Architekturen zur Kontrolle von isolierten
    Slices auch in Multidomain-Netzwerkumgebungen)

Das Rechenzentrum arbeitete im Auftrag des DFN-Vereins vor allem im Bereich „Monitoring Architectures“ für NOVI. Ziel war die Weiterentwicklung des HADES (Hades Active Delay Evaluation System) Messsytems, sodass IP-Performanzmetriken auch für virtuelle Umgebungen zur Verfügung gestellt werden konnten. Das Projekt hatte eine Laufzeit von 30 Monaten und wurde von der EU mit 2.363.999 Euro gefördert.

FEDERICA

Bei diesem Projekt handelte es sich um das FEDERICA-Netzwerk (Federated E-infrastructure Dedicated to European Researchers Innovating in Computing Network Architectures), das von der EU über zweieinhalb Jahre hinweg bis Ende 2010 gefördert wurde. Ziel des Projekts war eine technologieagnostische Testbed-Infrastruktur insbesondere für Netzwerkforscher, die z.B. verteilte virtuelle Netze, Multicasting/IPv6 und zukünftige Internettechnologien austesten wollten und dafür eine geeignete, realistische Testbed-Infrastruktur benötigten.

Das Testbed wurde über das europäische Netz GÉANT3 aufgebaut, wobei die FEDERICA-GÉANT3-Links bei den beteiligten PoPs (Points of Presence) der nationalen NRENs (National Research and Education Networks) aufgelaufen sind und von dort zu den jeweiligen FEDERICA-Knotenpunkten weitergeführt wurden. Das Rechenzentrum war der Standort für den einzigen deutschen FEDERICA-Knotenpunkt, wobei es sich hier um einen sogenannten Kernnetzknoten des FEDERICA-Testbeds handelte, der weitere FEDERICA-Kernnetzknoten-Standorte in Tschechien, in Polen und in Italien verknüpfte.
In Erlangen wurden vier 1 GE bereitgestellt, die über das X-WiN des DFN nach Frankfurt am Main geleitet wurden und so die internationale Konnektivität zum GÉANT3-Netz herstellten.

Nutzer des Testbeds wurden in Deutschland über Erlangen angebunden und bekamen „virtual slices“ der Infrastruktur zugeteilt, die sie dann beliebig und gemäß ihrem Forschungsschwerpunkt als eine Menge von Knoten und Ethernetlinks konfigurieren konnten, ohne dass dabei andere Forschungsgruppen, die in ihren eigenen virtuellen Teilnetzen arbeiteten, beeinträchtigt wurden. So war es möglich, dass insbesondere neue Netzwerktechnologien erforscht werden konnten, die Konfigurationen und Bedingungen verlangten, die man nicht ohne Weiteres in einem laufenden Betriebsnetz umstellen könnte. In Erlangen wurden vor allem Untersuchungen im Rahmen von OpenFlow durchgeführt. Außerdem war Erlangen für die Messung der physikalischen Infrastruktur von FEDERICA in Bezug auf IP Perfomance Metrics verantwortlich. Gemessen wurden dabei die Parameter One-Way Delay, One-Way Delay Variation sowie Paketverluste.

MUPBED

Im Projekt MUPBED (Multi-Partner European Testbeds for Research Networking) wurden neue Tendenzen bei Datennetzen international erprobt, insbesondere die Wiedereinführung von verbindungsorientierten Strukturen für hohe Dienstqualitäten (wie ehemals bei ATM).

Das Projekt wurde im Juli 2004 ins Leben gerufen und hatte eine Laufzeit von drei Jahren. MUPBED verfügte über ein Gesamtbudget von 9.5 Millionen Euro und wurde von der EU mit 5.3 Millionen Euro gefördert. Die insgesamt 16 Projektteilnehmer kamen aus acht europäischen Ländern und bildeten ein Konsortium, bei dem sowohl Netzwerkbetreiber, Hersteller von Netzkomponenten als auch wissenschaftliche Bildungs- und Forschungseinrichtungen vertreten waren. Mit dabei waren die Netzbetreiber T-Systems (Deutschland), Telecom Italia (Italien), Telefonia I+D (Spanien) und Magyar Telekom (Ungarn); aus der Gruppe der Hersteller waren Ericsson (Deutschland), Ericsson/Marconi SpA (Italien) und Juniper (Irland) vertreten. Zahlreiche Partner des Projektes kamen aus der Forschung: Hier waren namhafte Einrichtungen wie ACREO (Schweden), TU Denmark (Dänemark), CSP (Italien), Politecnico di Milano (Italien), DFN (Deutschland), GARR (Italien), Red.es (Spanien) und PSNC (Polen) vertreten. Als einzige deutsche Universität war die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mit von der Partie.

Auf der Internationalen Funkausstellung vom 2. bis 7. September 2005 zeigte das RRZE zusammen mit dem Institut für Rundfunktechnik (IRT) prototypische Anwendungen bei hochauflösender Videoübertragung. Die höchste Bildqualität (zusammen mit der geringsten Latenzzeit) erreichte man mit unkomprimierter Übertragung. Während diese Technik beim Standard-Fernsehen mit Uni-TV schon seit einigen Jahren im Einsatz war, sahen RRZE & IRT im High Definition TV (HDTV) damals die eigentliche Herausforderung und trafen damit auch „das“ Thema der Messe. Zwei Anwendungsszenarien wurden vorgeführt: Direktübertragungen von täglichen Veranstaltungen des Technisch-Wissenschaftlichen Forums (TWF) auf den MUPBED-Stand und Übertragungen von vorgefertigten Beiträgen von einem Video-Server. Die Direktübertragung erfolgte unkomprimiert über Wandler mit einer Übertragungsrate von 1,5
Gbit/s. Die Übertragung vom Video-Server erfolgte leicht reduziert – aber verlustfrei – mit einer Rate von 800 Mbit/s. Diese Übertragungstechnik war auch gleichzeitig eine Weltneuheit, vom Hersteller Media Links aus Japan am Vorabend des Messebeginns als „Betamuster“ installiert. Die übertragenen Bilder wurden auf einen 42“-Plasmabildschirm mit einer Auflösung von 1024×768 Punkten projiziert. Besucher sahen damit eine Bildqualität, nicht komprimiert ausgestrahlt, sondern weitgehend unverfälscht, wie sie von leistungsfähigen Kameras erzeugt wird.

VIOLA

Das Projekt VIOLA (Vertically Integrated Optical Networks for Large Applications) (2004 – 2007) konzentrierte sich vor allem auf Übertragungen von unkomprimierten Audio- und Videosignalen. Die Untersuchungen wurden zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Medienkommunikation (IMK) in St. Augustin durchgeführt. Bei den Tests ging es in erster Linie darum, eine zeitsynchrone Übertragung eines Videosignals mit 325 Mbit/s mit kurzer Adaptions-Latenzzeit über eine Entfernung von rund 600 km (München – Erlangen 200 km + Erlangen – St. Augustin 400 km) zu erzielen. Die besondere Herausforderung lag in der Aufrechterhaltung eines Synchrontakts über die Verbindung Erlangen – Freimann (München) – Erlangen – Birlinghoven.

EGEE-III

Das Rechenzentrum arbeitete im Auftrag des DFN-Vereins von 2008 – 2010 an perfSONAR-Lite TSS Troubleshooting Service, einem Netzwerk-Troubleshooting-Tool für die EGEE-Forschungsgemeinschaft der EU (Enabling Grids for E-Science). Das Troubleshooting-Tool sollte Netzwerk-Administratoren der fast 300 Partner des EGEE-Projekts die Fehlersuche und Überwachung der Infrastruktur für GRID-Anwendungen erleichtern. Zu den Tools zählten Anfragedienste wie z.B. ein Ping Service, Traceroute, DNS Lookup, Port Scan und Bandbreitenmessungen (Bandwidth Test Controller (BWCTL)), die autorisierte Clients über einen zentralen Web-Server initiieren konnten. Im Gegensatz zu bereits existierenden Ansätzen war das EGEE-III Network Troubleshooting Tool so angelegt, dass Messungen und Abfragen on-demand über begrenzte Zeitintervalle erfolgen konnten. Dies hatte den Vorteil, dass bei Netzproblemen gezielt Messdaten über bestimmte Verbindungsstrecken angefordert werden konnten, ohne dass eine ständige Hintergrundüberwachung mit kontinuierlichen Messungen und Messdatenvolumen über 24 Stunden pro Tag erforderlich war.

Uni-TV

Das Projekt Uni-TV (1998 – 2004) setzte schnelle Gigabitnetze gleichzeitig zur Produktion und Verbreitung von hochauflösendem multimedialem Lehrmaterial ein, um den wissenschaftlichen Austausch zwischen Universitäten und das Bildungsangebot zu verbessern. Ab 1999 wurden an den Universitäten in Erlangen und München Vorlesungen gefilmt und nach einem Drehbuch der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) online am Institut für Rundfunktechnik (IRT) bearbeitet. Auf das fertige Video-Produkt konnte dann „on demand“ über einen Videoserver zugegriffen werden. Das Lehrmaterial wurde aber auch durch regelmäßige Übertragungen im Bildungskanal BR-Alpha des Bayerischen Rundfunks (BR) angeboten.

Da Produktionen dieser Art sehr bandbreitenintensiv sind (es konnten zu dieser Zeit konstante Datenraten von über 200 Mbps auftreten) und darüber hinaus eine große Dienstgüte im Netz erfordern, konnten Vorhaben wie das vom DFN-Verein mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMPF) geförderte Projekt Uni-TV im damaligen Wissenschaftsnetz B-WiN nicht realisiert werden. Mit dem Ausbau des Gigabitnetzes konnten aber multimediale Lehr- und Lernprodukte jederzeit in großen Mengen und breitflächig für jeden Interessierten verfügbar gemacht werden.

GTB Süd

Das Gigabit Testbed Süd (GTB) (1998 – 2001) verknüpfte Standorte in München, Erlangen und Berlin mit Hochgeschwindigkeits-ATM-Verbindungen. In diesem Netzwerk waren Datentransferraten von bis zu 3 x 2.5 Gbps möglich.

Mit einem Wechsel auf die Gigabitebene standen nicht nur größere Bandbreiten für Anwendungen im B-WiN zur Verfügung, sondern es bestand auch die Möglichkeit, neue Anwendungen zu verwirklichen, die vorher wegen ihrer Anforderungen an Dienstqualität und Bandbreite nicht realisierbar waren. Beispiele dafür waren Anwendungen im medizinischen Bereich, Meta-Computing, Video-on-Demand und Multimedia-Anwendungen, die sehr hohe Auflösungen und eine große Dienstgüte verlangen.

Anwendungsprojekte im Gigabit Testbed Süd:

Einrichten von verteilten Video-Produktions- und Video-on-Demand-Teilnehmer-Diensten (Uni-TV)

  • Das Projekt „Uni-TV“ sah vor, Hochgeschwindigkeitsnetze auf Gigabitebene gleichzeitig zur Produktion und Verbreitung von hochauflösendem multimedialem Lehrmaterial zu verwenden. Vorlesungen wurden gefilmt und mit Unterstützung der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) und des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) bearbeitet. Auf das fertige Video-Produkt konnte dann „on demand“ im Wissenschaftsnetz über einen Videoserver zugegriffen werden.

Hochauflösende Bewegtbildübertragung mit großer Farbtiefe und Visualisierung

  • In der Medizin gibt es viele Anwendungsbereiche wie z.B. die Tumorchirurgie, Kieferchirurgie und Teleendoskopie, für die eine Übertragung hochauflösender Bewegtbilder mit großer Farbtiefe hochgradig notwendig ist. In dem Projekt wurden zunächst die für eine solche Bildübertragung notwendigen technologischen Rahmenbedingungen untersucht. Dabei sollten insbesondere Aufzeichnungs- und Retrievalverfahren sowie Übertragungs- und Codierverfahren getestet werden, um die Grenzen der Übertragungsqualität in digitalen ATM Verbindungen für Bilddaten zu ermitteln.
    • Chirurgie
      • In diesem Projekt wurden Codierungs- und Prüfverfahren für Anwendungen in der Tumorchirurgie und Kieferchirurgie untersucht, für die eine Übertragung hochauflösender Bewegtbilder mit großer Farbtiefe hochgradig notwendig ist. Ein Beispiel und Schwerpunkt der Untersuchungen bildeten Videoübertragungen aus Operationssäalen. Die angestrebte Telepräsenz zwischen zwei Kliniken hatet eine Etablierung der externen Qualitätssicherung im Bereich der Chirurgie zum Ziel, die es ermöglichte, die Kontrolleure im Bedarfsfall schnell und unverzüglich zu erreichen, ohne dass die eigene Klinik verlassen und längere Reisezeit in Kauf genommen werden müßte. Es galt hier zu prüfen, inwieweit dies durch den Einsatz der Telekommunikation in zwei Zentren kontrollierbar und von technischer Seite her ausreichend beurteilbar war. Diese Form der Telepräsenz stellt höchste Anforderungen an Auflösung und Farbtiefe bei der Bewegtbildübertragung sowie an die Synchronität der Tonübertragung und damit an die Dienstgüte (QoS) des Kommunikationsnetzes.
    • Teleendoskopie
      • Im Projekt wurden Hochgeschwindigkeitsnetze zur Übertragung von Videoaufzeichnungen medizinischer Untersuchungen eingesetzt. Um übermittelte Videosequenzen für eine ärztliche Befundung überhaupt verwenden zu können, sind im medizinischen Bereich qualitativ sehr hochwertige, zeitgleiche Übertragungen von Bewegtbildern und Ton notwendig. Die vorher verfügbare Technik konnte diese Anforderungen nicht in diesem Maße erfüllen. Ein Arbeitsschwerpunkt bildete daher der Einsatz der neuen breitbandigen Netztechnik für die Übertragung von endoskopischen Videokonsultationen. Zusätzlich wurden Aufzeichnungs- und Archivierungsverfahren zur Speicherung der Videosequenzen für Forschung und Lehre in Zusammenarbeit mit dem Projekt ODITEB getestet.

Technische Anwenderunterstützung im Themengebiet Hochauflösende Bewegtbildübertragung mit großer Farbtiefe und Visualisierung

  • Aufgabe dieses Projektes war die technische Unterstützung der Anwendungsprojekte des Gigabit Testbeds Süd im Themengebiet Hochauflösende Bewegtbildübertragung. Die Anwenderunterstützung konzentrierte sich dabei auf die Bereitstellung geeigneter Infrastrukturen und gab technische Hilfestellung bei Detailaufgaben, vor allem im Bereich der Videoübertragungstechnik. Eine weitere Aufgabe bestand in der Koordination zwischen den einzelnen Projektpartnern.

Begleitende Technologieprojekte zum Gigabit Testbed

  • In begleitenden Technologieprojekten lagen die Arbeitsschwerpunkte auf der Untersuchung von High-Speed-ATM-Schnittstellen, Interoperabilitätstests und Kopplung von Höchstleistungssytemen (HiPPI). Darüber hinaus wurden unterstützende Technologien wie Optical Switching, Richtfunk mit hoher Bandbreite, Sicherheitsmechanismen und Betriebsüberwachungskomponenten analysiert und implementiert. Es enthielt auch die Erarbeitung eines Konzepts zum horizontalen und vertikalen Ausbau einer bundesweiten Infrastruktur (GEMSE, LEONA).

Teleteaching – Projekt vom IfI der Humboldt Universität Berlin im Gigabit Testbed Süd

    • Die Humboldt-Universität in Berlin wollte mit dem Projekt „Teleteaching“ des Instituts für Informatik die lokale Trennung der einzelnen Bereiche der Universität innerhalb der Stadt mit der Nutzung neuer Technologien wie Distance-Learning überwinden. Darüber hinaus sollten Lehrveranstaltungen über das Gigabit Testbed Süd im Rahmen des Projektes DIANA auch weiteren Universitäten „live“ angeboten werden. Es sollten dabei praktische Erfahrungen für den alltäglichen Betrieb von Kommunikationsnetzen dieser Art gewonnen werden, vor allem im Hinblick auf die Anwendung existierender kommerzieller Applikationen.
    •  Mit dem Beginn des Projektes im Frühjahr 1999 wurden folgende Hauptziele verfolgt:
      • Erfahrungen beim Einsatz von Gigabit-Kommunikationsnetzen
      • Phase 1: Einführung von Distance-Learning innerhalb der Universität in Berlin
      • Phase 2: Distance-Learning-Angebot in Kooperation mit weiteren Universitätsstandorten des Testbeds, insbesondere mit der TU München (MM-Task Force bzw. MM-Projekte)
      • Studium der Anwendung standardisierter Plattformen für verteilte Systeme (z. B. CORBA) zur Unterstützung von Distance-Learning im Gigabit Testbed
      • Bewertung des Einsatzes leistungsfähiger Kommunikationstechnik unter didaktischen und pädagogischen Gesichtspunkten

      Als technische Grundlage wurden Hörsäale mit Audio-/Videotechnik zur Aufnahme und Wiedergabe ausgestattet. Dazu gehörten auch sogenannte Electronic Whiteboards und Videogroßbildprojektionen. Die Audio-/Videodaten wurden mit M-JPEG komprimiert und live an die beteiligten Standorte übertragen. Zielgruppen der Distance-Learning Umgebung waren zunächst Studierende der Humboldt Universität in Berlin. In der Zweiten Projektphase wurde das Angebot auf weitere Universitäten ausgedehnt, um die interuniversitäre Kooperation zu verstärken.

Das Deutsche Forschungsnetz (DFN) ist das von der Wissenschaftsgemeinschaft selbst getragene deutsche Kommunikationsnetz für Wissenschaft und Forschung. Es verknüpft Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen untereinander und ist zugleich an das europäische und weltweite Netz der Forschungs- und Wissenschaftsnetze nahtlos angegliedert. Das Deutsche Forschungsnetz bietet seinen Nutzern ebenfalls ein breites Spektrum an bedarfsgerechten Kommunikationsapplikationen, welche als DFN-Dienste bezeichnet werden. Über mehrere leistungsfähige Knotenpunkte ist der DFN auch an das öffentliche Internet angeschlossen.

GÉANT ist das Backbone-Netz, das die nationalen Wissenschaftsnetze zu einer gesamteuropäischen IT-Infrastruktur verbindet. Durch diese Zusammenschaltung mit insgesamt 39 nationalen Forschungs- und Bildungsnetzpartnern (NRENs) ist das GÉANT-Netz eines der größten und fortschrittlichsten F&E-Netze der Welt. Durch seinen umfassenden Leistungskatalog in den Bereichen Konnektivität, Zusammenarbeit und Identitätsdienste bietet GÉANT den Nutzern einen zuverlässigen und uneingeschränkten Zugang zu Rechen-, Analyse-, Speicher-, Anwendungs- und anderen Ressourcen.

Mit GÉANT wird ebenfalls das die Infrastruktur begleitende Forschungsprojekt bezeichnet.