Hervorgehoben

Von KI, 3D-Druck und Rechenschiebern

Rund 27.000 Menschen besuchten am Samstag, 25. Oktober 2025 die 12. Lange Nacht der Wissenschaften in Nürnberg, Fürth und Erlangen. Zahlreiche Besuchende waren auch bei den Programmpunkten des RRZE und der ISER unterwegs.

„Wir haben den Auftrag für unsere 15-köpfige Gartengemeinschaft eine Fuhre Rindenmulch mit unserem Anhänger zu besorgen. Des Weiteren sind zwei Gartenwerkzeuge zu kaufen und eines zurückzugeben. Der Anhänger hat die Maße: 2,1 m Länge, 1,8 m Breite, 0,5 m Seitenwandhöhe, 100 Liter Rindenmulch kosten: 3,85 Euro. Durch eine Sonderaktion gibt es diese Woche darauf 10 Prozent Rabatt. Werkzeuge: Gartenschere für 35,50 Euro, Spaten für 41,35 Euro. Jetzt noch für alle Posten die Mehrwertsteuer von 19 Prozent berechnen. Von dieser Endsumme muss jetzt nur noch 12,85 Euro für das zurückgegebene Gartenmesser abgezogen und die Endsumme durch 15 geteilt werden, um den Beitrag jedes einzelnen Mitglieds der Gartengemeinschaft zu errechnen.“

Diese herbstliche Rechenaufgabe berechneten am Samstag, 25. Oktober 2025 zahlreiche Menschen im Rechenmaschinen-Workshop der Informatik-Sammlung Erlangen (ISER). Das Rechnen mit Rechenmaschinen beherrschen nicht mehr viele. Doch mit der Aufgabe, Rindenmulch einzukaufen, lernten das die Besuchenden des Rechenmaschinen-Kurses bei der Langen Nacht der Wissenschaften in Windeseile. Das RRZE und die ISER waren auch in diesem Jahr mit insgesamt acht Programmpunkten an der 12. Langen Nacht der Wissenschaften beteiligt. So konnten sich Besuchende in den Live-Video-Führungen den Serverraum des RRZE genauer anschauen. „Alles wurde sachlich fundiert von den RRZE-Mitarbeitern vorgetragen und auch der Ablauf der Führung war sehr gut organisiert. Für Außenstehende war das alles höchst interessant“, sagte ein Besucher nach der Live-Video-Führung.

Büroklammern, Einkaufschips und Dinos

Die Mitarbeitenden des RRZE wurden aber nicht nur bei den Führungen mit Fragen gelöchert, sondern auch bei der Mitmach-Aktion „IT hautnah erleben“. Für manch einen war es das erste Mal, dass er einen Server zusammen- oder auseinanderbauen oder ein Glasfaserkabel von innen sehen konnte. Einen Einblick in die Funktionsweise eines 3D-Druckers gaben die RRZE-Auszubildenden. Besuchende konnten dabei live die Arbeit des Druckers verfolgen und sogar kleine 3D-gedruckte Büroklammern, Einkaufschips und Dinos mitnehmen.

Tiefe Einblicke in die Möglichkeiten, die uns Künstliche Intelligenz (KI) bietet, gaben die RRZE-Leiter, Marcel Ritter und Daniel de West. Besuchende konnten selbst ausprobieren, wie sie Texte mit ihrer eigenen Stimme von KI sprechen lassen und wie sie realistische Fotos erstellen oder verändern lassen können. In einem Vortrag informierten die beiden über heutige Fähigkeiten und typische Unzulänglichkeiten von KI-Systemen sowie über aktuelle KI-Trends wie personalisierte Agenten. Außerdem wagten sie einen Blick auf zukünftige Fähigkeiten von KI und die daraus folgenden gesellschaftlichen Veränderungen wie beispielsweise besserer Kundenservice oder neue Möglichkeiten für beeinträchtigte Menschen oder negative Beispiele, wie der Wegfall von Jobs, Betrugsmaschen und Manipulation.

Rechnen wie die Eltern und Großeltern

Eine Reise in die Vergangenheit konnten dagegen die Besuchenden der ISER-Programmpunkte erleben: Die erste Rechenanlage der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die ZUSE Z23, bot einen entschleunigenden, dafür aber lautstarken Blick auf Rechner. Etwas leiser dagegen erschien das Rechnen mit den Walther-Rechenmaschinen – hier war nur ein leichtes Tippen, Surren und Klingeln zu hören. Und ganz ohne Geräusche traten die Rechenschieber auf. Jung und Alt konnten hier ihr Können austesten und sich entweder an vergangene Zeiten erinnern oder erleben, wie Eltern oder Großeltern damals gerechnet haben.

Besonders erstaunte die Besuchenden in diesem Jahr ein Nachbau einer Enigma-Maschine. Die Chiffriermaschine aus dem Zweiten Weltkrieg wurde mit dem 3D-Drucker nachgebaut und wartete ebenfalls mit voller Funktionsfähigkeit und einem digitalen Zwilling auf. Damit konnten die Besuchenden genau verfolgen, wie die Botschaft auf der Enigma verschlüsselt wurde. „Ich fand bei der Enigma-Vorführung die Mischung aus Geschichte, Technik und Mathematik total spannend“, sagte eine Besucherin auf Nachfrage.

Insgesamt erhielten an diesem Abend nach Angaben der Organisatoren rund 27.000 Besuchende in Nürnberg, Fürth und Erlangen Einblicke in die Welt der Wissenschaft, deren Türen sonst für sie verschlossen bleiben.

Impressionen aus der Langen Nacht am RRZE


Text: Corinna Russow
Fotos: Jasmin Auer und Julia Matschilles