„Alles schöner, schneller, besser, toller“

Steigende Datenmengen erfordern ein leistungsstarkes Backup-System. Um sich für die Zukunft zu rüsten, hat das RRZE nun ein neues System angeschafft.

Zu sehen ist ein schwarzes Rack für Server. Eine Schublade ist offen.

Wer große Studien betreibt, eine große Forschungsdatenbank mit zahlreichen Ergebnissen oder anderweitig viele wichtige Daten auf seinem Server speichert, möchte sichergehen, dass diese auch noch vorhanden sind, wenn der Server beispielsweise aus Altersgründen kaputtgeht. Dazu kommen Risiken, wie unabsichtliches Löschen durch die Nutzenden selbst oder durch Straftaten, wie das Einschleusen von Schadsoftware. Deshalb ist die Vorsorge durch ein Backup enorm wichtig. Nur so kann das Risiko eines Datenverlustes minimiert werden.

Solche Backups bietet das RRZE zentral für seine eigenen und sämtliche Kunden-Server an. Die Menge der Daten aus Forschung und Lehre ist jedoch in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. So werden beispielsweise heute deutlich mehr Vorlesungen aufgezeichnet. Damit das Backup an die größeren Datenmengen angepasst ist, braucht es deshalb eine Neuanschaffung. Diese stand am RRZE 2025 an. Denn: „Eine zuverlässige Erbringung der Dienste für Forschung und Lehre braucht eine leistungsstarke und informationssichere, zentrale Datensicherung“, erklärt Sebastian Schmitt, Leiter der Abteilung Zentrale Systeme.

Im Gegensatz zum alten Backupsystem, fällt beim neu beschafften System, das regelmäßige Übertragen sämtlicher Daten weg. Hier werden nur noch die Veränderungen seit dem letzten Backup erfasst und übertragen. Der zweite Standort bleibt beibehalten, um die Daten zum Beispiel auch gegen Brände abzusichern. Dafür müssen die Backup-Betreuer des RRZE selbstverständlich nicht täglich mit einer Schubkarre, voller beschriebener Datenträger, vom RRZE zum Chemikum laufen, sondern haben vielmehr eine schnelle Leitung an den zweiten Standort.

Daten stehen schneller wieder zur Verfügung

Neu dagegen ist das zugrunde liegende Backup-System: Dieses wird nicht nur deutlich größer, sondern auch schneller. Außerdem ändert sich die Art und Weise der Aufbewahrung, wie Jürgen Beier erklärt. Er ist Mitarbeiter der Gruppe Systeminfrastruktur in der Abteilung Zentrale Systeme und zusammen mit seinen Kollegen für das Backup-System am RRZE verantwortlich. „Es landet alles auf Festplatten und da bleibt es auch mindestens drei Monate. Als Desaster-Recovery machen wir davon einmal im Monat einen Abzug auf Band“, sagt Beier. „Der Vorteil der Festplatten ist, dass es einfach schneller wiederherzustellen ist“, erklärt Damien Dimpfl, Mitarbeiter der Gruppe Systeminfrastruktur in der Abteilung Zentrale Systeme. Er ist ebenfalls für das Backup-System am RRZE verantwortlich. „Denn bei Festplatten ist im Unterschied zu Magnetbändern kein Spulen an die richtige Stelle notwendig.“ Der Hauptvorteil dieser Lösung liegt aber darin, dass nach dem Ausfall eines für den Betrieb der Uni nötigen Plattenspeichers, die Daten direkt über das Backup-System zugänglich gemacht werden können. Das geht dann innerhalb von Minuten, während es bei großen Filesystemen viele Tage gedauert hätte.

Trotzdem sind Magnetbänder für ein Backup-System wichtig. Denn diese sind langlebiger als Festplatten und immer noch deutlich günstiger. Deshalb werden sie für das Langzeit-Storage, also die Langzeitaufbewahrung, weiterhin bevorzugt. Zusätzlich benötigt ein beschriebenes Band im Gegensatz zu einer Festplatte keinen Strom. Doch auch hier gibt es eine Generalüberholung, sodass zwar der Backup-Roboter erhalten bleibt, jedoch mit einer neuen Generation von Bandlaufwerken ausgestattet wurde. Insgesamt kann das neue Backup-System rund 75 Petabyte Daten speichern. „Wir könnten darauf mehr als 20 Millionen Stunden Videostreaming (1080p-Auflösung – 1 Stunde 3 – 4 GB Verbrauch) speichern. Dies wären umgerechnet mehr als 2.500 Jahre „non-stop“ Streaming-Genuss“, erklärt Schmitt.

Der Umzug des gesamten Systems im Oktober 2025 läuft weitestgehend im Hintergrund ab. Die Systemadministratoren vor Ort müssen nur einen entsprechenden Zugang einrichten beziehungsweise eine Software installieren; Nutzende bekommen aber kaum etwas davon mit. „Vielleicht bemerken sie, dass der Netzwerkdurchsatz besser ist, aber das fällt hauptsächlich am Wochenende auf, und da arbeiten nicht allzu viele Leute“, sagt Beier. „Wer einmal Daten verloren hat und eine Wiederherstellung braucht, könnte gegebenenfalls noch feststellen, dass die Daten schneller zur Verfügung stehen“, erklärt Schmitt. Für die Systembetreuer vor Ort ändert sich der Weg, wie sie Daten wiederherstellen können, denn dies geschieht zukünftig über eine Web-Oberfläche, die die neue Backupsoftware bereitstellt. Doch auch das wird mindestens genauso einfach sein, wie vor der Umstellung. „Das neue System macht alles schöner, schneller, besser, toller“, sagt Schmitt.

Plattenbox des neuen Backupsystems. Alle Festplatten stecken senkrecht drin, eine liegt oben drauf.

Großgeräteförderung durch die DFG

Finanziert wurde das 1,8 Millionen Euro teure Backup-System über einen Großgeräteantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Damit dieser Dienst in Betrieb gehen konnte, waren an den unterschiedlichen Stellen insgesamt elf Personen beteiligt. So brauchte es beispielsweise am Anfang zunächst die Personen, die den Antrag gestellt haben, als die Hardware geliefert wurde, andere zum Einbau und zur Konfiguration, und für die Installation und den Betrieb der neuen Backup-Software der Firma Veeam brauchte es wieder anderes Fachpersonal. Die Anschaffung mit Antragstellung, Implementierung und Inbetriebnahme hat insgesamt rund zwei Jahre gedauert.

Weitere Informationen

Zum alten Backup-System: Datensicherung – egal, wo die Server stehen 
Zum Service Backup und Archivierung

 


Text: Corinna Russow