„Die Liebe zum Detail macht den Unterschied“

Was haben die Themen „Bioglas“, „Recycling mit Hilfe von Infrarotkameras“, „Gehirnfalten“ und „Herzpflaster“ gemein? Zu diesen Themen wird an der FAU geforscht. Und: Alle wurden für die Reihe „2 Minuten Wissen“ aufbereitet. Hinter dieser Reihe steckt nicht nur das Multimediazentrum.

In einem Raum steht eine Kamera, vor dieser ein Mann sitzt. Hinter der Kamera steht ein Mann in gebückter Haltung und stellt die Kamera ein. Im Hintergrund ist ein großer Tisch mit Regietechnik zu sehen.
Christian Herglotz begeistert in 2 Minuten Wissen mit seiner Forschung zu Videostreaming (Foto: Corinna Russow/RRZE)

„Seit einigen Jahren kommunizieren wir mehr und mehr mit Hilfe von Videos.“ So schallt es aus der einen Ecke des eStudios im Regionalen Rechenzentrum Erlangen (RRZE). Aus der anderen Ecke, der eRegie, sind Beratungen zu hören: „Sollen wir ihn dorthin stellen oder doch dorthin? Mehr als viermal klonen würde ich ihn nicht.“ Klonen? Moment mal! Was haben Videokonferenzen und Klonen mit dem RRZE zu tun? Das klären wir jetzt bei 2… äh, in diesem Artikel.

Wer vor Ort im eStudio ist, der erkennt, worum es bei diesem Treffen geht. Geklont werden soll Christian Herglotz – selbstverständlich nur im Video. Er ist Protagonist in dem Video und wiederholt gerade seinen Text. Es handelt sich nämlich um Dreharbeiten für die Reihe „2 Minuten Wissen“.

Schülerinnen und Schüler für die FAU begeistern

Die Idee zu „2 Minuten Wissen“ hatte Dr. Julia Will. Sie ist zuständig für das Schülermarketing der Technischen Fakultät: „Ich wollte kurze Videos machen, um Schülerinnen und Schüler für die FAU zu begeistern“, sagt sie. „Mir war es wichtig zu zeigen, wie viele verschiedene Menschen an der FAU tätig sind und dass sie alle mit Leidenschaft für ihr Forschungsgebiet arbeiten.“ Präsentiert werden die Themen jedes Mal von jemand anderem: Während Christian Herglotz für seine Forschung zum Videostreaming begeistert, sind es in den anderen Folgen Professorinnen und Professoren, Studierende oder Promovierende von anderen Lehrstühlen, die mit Bioglas, Herzpflaster oder Recycling mithilfe von Infrarotkameras beeindrucken. Ziel ist, die gesamte Bandbreite der Ingenieurforschung, von Dampfmaschinen über Robotik und Bioglas bis hin zu künstlicher Intelligenz zu zeigen.

Für ihre Idee holte sich Julia Will das Multimediazentrum (MMZ) dazu, vor allem, aber nicht nur für die technische Umsetzung. Santtu Weniger und Jörn Rüggeberg, die beiden verantwortlichen Mitarbeiter am MMZ, kümmern sich deshalb während der Dreharbeiten um die Kamera, den Ton und das Licht und nach dem Dreh schneiden sie das Material zu einem zweiminütigen Video. „Wir sorgen während des Drehs auch dafür, dass die Wissenschaft verständlich ist, denn wir sind völlig fachfremd“, erklärt Santtu Weniger. Julia Will sucht die Protagonisten samt Themen und erarbeitet in der Vorbereitung mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern das Skript. Das Skript wird häufig während des Drehs noch überarbeitet, wenn sich zum Beispiel herausstellt, dass der Text zu schwierig oder die Location nicht ganz stimmig ist.

Für die Protagonisten und Protagonistinnen will das Team die Dreharbeiten immer so angenehm wie möglich machen. Viele haben noch keine Kameraerfahrung. Denn das Team weiß, dass die Dreharbeiten anstrengend sind. Am Ende eines Drehtages fällt es sogar schwer, sich den Text für die nächste Szene zu merken, wie Christian Herglotz erzählt. Deshalb tun die drei alles dafür, dass sich ihre Protagonisten und Protagonistinnen auf den Termin freuen und sich dabei wohlfühlen. „Besonders angenehm fand ich die offene und lustige Atmosphäre. Ohne zu sehr auf kleine Details zu pochen, wurde mir so manche Marotte vor Augen geführt. Zum Beispiel das wilde Herumfuchteln mit den Armen, das in einem Kurzfilm ziemlich aufgefallen wäre“, sagt Christian Herglotz nach seinem Drehtermin.

In einem Raum steht eine Kamera, vor dieser ein Mann sitzt. Hinter der Kamera kniet ein Mann in und stellt die Kamera ein. Links sitzt eine Frau und übt mit dem Mann vor der Kamera den Text, den er aufsagen muss. Im Hintergrund ist ein großer Tisch mit Regietechnik zu sehen.
Dreharbeiten sind anstrengend, deshalb gestaltet das Team diese für ihre Protagonisten und Protagonistinnen so angenehm wie möglich (Foto: Corinna Russow/RRZE)

Enger Rahmen fördert Kreativität

Um einen möglichst hohen Wiedererkennungswert der Videos zu erreichen, wurde ein sehr enger formaler Rahmen erarbeitet, nach dem alle Folgen erstellt werden. Jede Folge ist genau zwei Minuten lang. Und auch der Aufbau ist immer gleich: Jede Folge beginnt damit, dass die Mitwirkenden den Zuschauenden eine oder mehrere Fragen stellt, die dann – nach dem Intro – im Hauptteil des Videos – geklärt werden. „Der Rahmen ist gleich, aber wir haben eine große Vielfalt an Drehtechniken und Drehorten“, sagt Jörn Rüggeberg. „So eng die selbst auferlegten formalen Vorgaben sind, so förderlich sind sie für die Kreativität.“ Die Aufgabe der Protagonisten besteht darin, ihre Forschung in unter zwei Minuten verständlich und gleichzeitig spannend zu vermitteln.

Das Team hinter „2 Minuten Wissen“ wiederum hat den Anspruch, dass die ganz unterschiedlichen Forschungsgebiete, Protagonisten und Protagonistinnen und Arbeitsumgebungen sich auch in der visuellen Gestaltung der Videos widerspiegeln sollen. „Keine Folge gleicht der anderen. Mal sind Aufnahmen aus den Laboren zu sehen, mal wird mit Greenscreen Aufnahmen gearbeitet, bei wieder anderen kommen (Lege-) Animationen zum Einsatz. Immer an das jeweilige Thema angepasst“, sagt Santtu Weniger.

Kompakter Ansatz, kompakte Ausstattung

In der Regel wird für die Dreharbeiten ein halber Tag veranschlagt, um die zeitlichen Ressourcen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht zu strapazieren. Der kompakte Ansatz spiegelt sich auch im technischen Einsatz wider. „In der Regel nutzen wir eine Kamera, zwei LED-Scheinwerfer, Funkmikrofon, eine Drohne und einen Slider,“ erklärt Jörn Rüggeberg.

Besonders spannend wird es in der Nachbearbeitung für das MMZ-Team: Haben alle Aufnahmen funktioniert? Kommen die Ideen gut rüber? Und vor allem: Passen die Aufnahmen in zwei Minuten? Hier werden auch Details festgelegt: „Wir hatten eine Folge, da hat unser Protagonist ein Herz in der Hand, das pulsiert, obwohl es kein echtes ist“, sagt Julia Will. Das Konzept geht seit 25 Folgen auf. Stoff gibt es noch unendlich. Doch was macht den Erfolg aus? „Die Liebe zum Detail macht den Unterschied“

Inzwischen hat die Philosophische Fakultät das Konzept mit Genehmigung, aber ohne Mitwirkung des Teams, übernommen und setzt eigene Wissenschaftsvideos um. Sicher ist sich das Team, dass sich das Format für alle Fakultäten der FAU eignen würde, unterstützen würden sie in jedem Fall.

Weitere Informationen

Und hier geht es zum Video mit Christian Herglotz: Videostreaming und Klimawandel

Kontakt bei Interesse an „2 Minuten Wissen“
Julia Will, 09131 85-28603, julia.will@fau.de


Text: Jörn Rüggeberg und Corinna Russow